Verona 2012.

 

Am 04.03.2012 machte ich mich um 5.30 Uhr in der Frühe auf, die Alpen zu überqueren, um in Verona Ruhm und Ehre zu erlangen. Mit im Gepäck: neben einer ausreichenden Brotzeit für unterwegs mein Sohn Lukas und meine Philister für Armati II, in zwei Versionen für 75 Punkte, Optimal Size, 15mm.

Die Reise über den Brenner ging besser als erwartet, dank dem tagelangen Tauwetter in der Woche davor. Angekommen sind wir auf dem Messegelände in Verona Süd gegen 8.30 Uhr. Gianni und Luca haben uns am Eingang erwartet und auf das Messegelände gelotst. Wir bekamen einen Veranstalterausweis, denn unser Turnier lief im Rahmen der Model Expo 2012, der zweitgrößten Modellbau- und Spielwarenmesse Europas. Am Samstag hatten die Italiener hier ein Demospiel in Advanced-Armati abgehalten, mit 28mm-Figuren. Das sah dann so aus:

Lukas und ich quasi beim Lokaltermin

Ich war schon leicht traurig, daß ich das verpasst hatte...

Um 9.15 ging es los. Lukas war die Glücksfee - oder besser der Glückskobold - und zog die Lose. Ich hatte kurz zuvor zu Gianni gesagt, ich nehme jeden Gegner und werde glücklich sein, wenn nur diese gruseligen Warflute-Mykener an mir vorüber gehen! Nun ratet mal, was mein Sohn für mich gezogen hat: eben diese Grusel-Mykener!!! Aufgestellt hat sie Stefano Meneghini, mit ihm hatte ich in Lignano schon das Vergnügen, damals hat er italienische Stadtstaaten gegen mich ins Feld geführt.

Das Zentrum von Stefanos Mykenern: schwere Infanterie mit 5er und 6er Frontkampfwerten, die schwächeren Einheiten tief gestellt, dahinter der General.

Stefano bei seiner taktischen Planung, nachdem der Sichtschirm weg war.

Mein Zentrum, drei Einheiten schwere Infanterie mit 6er Frontwert, unter den Augen von Goliath, der natürlich mein General war! Davor, am linken Bildrand, schon gegen den Feind vorgerückt, eine Division Plänkler.

Der rechte Flügel der Mykener. Bogenschützen und Schleuderer als Plänkler, dahinter mittlere Streitwagen, die hellen mit FV 4, die roten mit FV5, die Gruselpanzer.

Ziemlich flache Perspektive von Lukas, aber ich findes es gut. Man sieht, was ich den Mykenern auf meinem linken Flügel entgegenstelle: 2x tiefgestellte schwere Infanterie, die kanaanäischen Söldner mit FV 5. Davor erkennt man eine Division LHI, bestehend aus drei Einheiten Speerwerfern.

So sah meine "Mitte-Links-Fraktion" mehr aus der Vogelperspektive aus, der Gegner ist gleich mit porträtiert.

Der rechte Abschnitt meines Zentrums. Rechts der Division schwerer Infanterie ist die zweite Division aus LHI mit Wurfspeeren zu sehen.

 

Und Action! Während ich versuche, meine schweren Infanteristen so schnell es geht an den Feind zu bringen - ihre einzige Stärke liegt im Nahkampf - verfolge ich mit meinen LHI eine Hit-and-Run-Taktik. Vorpreschen, Wurfspeere schleudern, und wenn der Feind zu nahe kommt, abhauen, um dann das Spiel wieder von vorn zu beginnen. Vorab: Teilweise klappte es ganz gut. Nur die Trefferausbeute war mies, denn gegen Gegner mit Protection +2 muss man schon ausdauernd gut würfeln, um sichtliche Ergebnisse zu haben. Aber grundsätzlich klappte die Taktik, der Gegner wurde empfindlich gestört und irritiert, wenn auch nicht signifikant beschädigt.

Mein ganz rechter Flügel, aus rückwärtiger Sicht. Die zwei tief gestellten Einheiten FT mit 6er FV, davor meine Bogenschützen-Plänkler. Sie haben sich gegen Schleuderer, 2x mittlere Streitwagen und schwere Bogenschützen der Mykener zu behaupten.

Das ist der böse Feind in Nahaufnahme.

Das Bild demonstriert die numerische Überlegenheit der Mykener im Zentrum. Und an Kampfkraft waren sie gleichwertig. Eine äußerst harte Nuß!

 

Es hat gerummst im Karton! Meine rechten LHI halten immer schön Abstand und haben auch einen oder zwei Treffer platziert. Dann knallen die schweren Jungs aufeinander, und ein harter Nahkampf beginnt.

Am linken Bildrand ist erkennbar, daß meine LHI und die tiefgestellten FT meines linken Flügels ihre Arbeit schon teilweise erledigt haben. Der schwächere M2CH der Mykener ist vernichtet, wenn auch um den Preis einer LHI. Dann schwenken die überlebenden LHI ein. Eine fasst die mykenische Schlachtreihe in der Flanke, die andere erwischt den zweiten M2CH ebenfalls flankierend, was den zur nackten Beute macht. Aber Stefano hat reagiert und seine überlange Schlachtreihe gesplittet. Er will den lästigen LHI an den Kragen. Wenn er sie erwischt, ist ihr Untergang eigentlich sicher.

Der Nahkampf ist die Domäne der Philister. An den Markern erkennt man, daß sie zwar ermüden, aber noch keinen Schaden davontrugen. Im Gegensatz zu dem Mykenern...

 

Was treiben eigentlich meine leichten Streitwagen? Normalerweise existieren sie in dieser Phase des Spieles nicht mehr. Aber ich habe dazugelernt. Sie haben zwar Schäden abgekriegt, aber auch die feindlichen Plänkler auf meiner linken Flanke rasiert. Nun suchen sie sich neue Aufgaben.

Auf meiner rechten Flanke wirds ein wenig heikel! Hier hat der Impetus der Streitwagen einmal gezogen und meiner rechten FT 3 Breakpunkte auf einmal beschert. In der Folgezeit hatte ich viel Glück und konnte den einen Streitwagen vernichten, aber der dicke Otto war noch da, und er war noch dazu eine Veteraneneinheit, also um einen BP zäher. Übel, übel...

Mit der hier abgebildeten 3 bringe ich der äußersten linken Mykener-FT im Zentrum den vorentscheidenden Schlag bei.

Währenddessen hat die abgesplittete Einheit schwerer mykenischer Infanterie im Zentrum meine LHI bis an den hinteren (meinen) Rand des Spielfeldes verfolgt. Nun ist Schluß mit Werfen und Verduften, nun gehts ans Eingemachte. Wenn ich die ersten zwei Runden ohne große Verluste überstehe, dann kann ich mir selber auf die Schulter klopfen.

Da ich mit einer FT des rechten Flügels einen sog. about-face machte, hat auch Stefano seine vorgepreschten FT Bogen das selbe Manöver ausführen lassen. Nun kommt es darauf an, wer in der kommenden Runde zuerst die Initiative gewinnt. Zu der Zeit hatten wir beide 4 Armee-BP kassiert. Schlechter für Stefano, denn seine Truppe hatte nur 5, meine dagegen 6 BP.

Wie so oft fiel die Entscheidung aber ganz woanders! Die Kämpfe im Zentrum waren ausschlaggebend. Ich knackte nicht nur den linken überschweren Streitwagen der Mykener, sondern auch noch eine Einheit FT frontal, während meine tapferen LHI tatsächlich allen Attacken standhielten!

Als der Staub der Schlacht sich legte, hatte ich tatsächlich den nominell stärksten Gegner, den ich bekommen konnte, mit 5:4 BP geschlagen. Das Turnier war gut losgegangen!

Mein nächster Gegner war Niccolo mit frühen Hebräern. Eigentlich von der Paarung her ein Klassiker! Und es sollte, von der Papierform her, für mich eine gemähte Wiese sein, wie wir in Bayern sagen. Der Gegner hatte keinerlei Einheiten, die als Beritt gelten, weder Streitwagen noch Reiter, auch keine Stammeskrieger, somit musste ich mich vor irgendwelchem Impetus nicht fürchten. Er hatte auch nur 5 BP für die Armee und lediglich zwei Einheiten schwere Infanterie mit 5er FV.

Ich machte den Fehler, den man nie begehen sollte: ich nahm die Armee und den Gegner nicht recht ernst. Ich hatte Niccolo schon geschlagen und weiss, wie er spielt. In meinem Kopf war die Schlacht schon geschlagen, es ging ja eigentlich nur darum, wie hoch ich gewinnen würde. Dachte ich. Der Schuß ging letztlich nach hinten los. Aber der Reihe nach.

So sah die Grundaufstellung meiner Armee aus, zumindest, was das Zentrum angeht. Ich musste meine Armee umbauen, denn gegen Hebräer sind den Philistern bestimmte Einheiten verboten, darum hatte ich zwei Varianten eingereicht, falls der Fall der Fälle eintreten sollte. Ich hatte also meine LI durch eine Einheit FT ersetzt, das Gelände punktemäßig leicht verändert und mir eine Veteraneneinheit geschaffen, die ich vorher nicht hatte. Alle meine FT habe ich breit aufgestellt. Ich wollte die LI und LHI von Niccolo quasi wie mit einem eisernen Besen vor mir hertreiben und frontal zermalmen. Meine leichten Streitwagen hielt ich zurück, die gewinnen dir nie die Schlacht, sie verlieren sie höchstens...

 

Ganz links hatte ich eine Division LHI ohne Plänklerschutz, denn ihnen gegenüber stand nichts mit dem sie nicht fertig werden konnten, auch im Fernkampf. Als Verbindung zum Zentrum eine Division aus zwei breit aufgestellten FT, 5er und 6er FV. Ihnen gegenüber befanden sich Plänkler mit Wurfspeer und Schleuder, dahinter die Hälfte der LHi der Hebräer, alles KU. Hier kann man sehen, dass schon meine erste Speersalve nicht übel war. Ich hatte aus der Division Plänkler von Niccolo ein mittleres Element herausgeschossen, was seine Division splittete und seine Initiative um 2 senkte. Gut für mich. Allerdings fing sich eine meiner LHI auch einen Treffer ein. Das wurde später dumm. Gut für Niccolo.

 

Meine schwere Infanterie auf meiner rechten Seite traf nur aus Schleuderer und LI, die LHI ganz rechts fand gar keinen Gegner. Spätestens hier war mir klar, daß es wohl doch nicht so locker abgehen würde. Denn gut die Hälfte meiner Armee hatte nur wertlose Gegner (also keine KU) oder gar keine vor sich! Ich brauchte schnell einen Plan, denn bei Armati ist es ein saumäßig schweres Unterfangen, grosse Einheiten schwerer Infanterie zu schwenken um dann einen flinken Gegner zu verfolgen.

Leider hat mein Photoassistent hier beschlossen, die eine oder andere Impression der Messe wäre wichtiger, als das Spiel seines Vaters! der Lauser! Kurz und gut, oder schlecht: ich habe es nicht geschafft. Während ich mich auf meiner rechten Seite erst durch Unmengen an wertlosen Plänklern und LI wortwörtlich gehackt habe, und dabei nur zwei KU erwischte nach einem Schwenk zur Mitte, verlor ich die Schlacht auf meiner linken Seite. Meine drei LHI haben kaum einen Stich gemacht gegen die wirklich wertvollen Feindeinheiten, meine schweren Einheiten dort wurden durch den steten Beschuss arg mitgenommen. Als ich dann endlich eine soweit hatte, daß sie gegen die Hauptmacht des Gegners flankierend eingeschwenkt war, wurde sie buchstäblich von hinten erschossen. Ich kämpfte mich nochmals an ein 4:4 heran und setzte dann alles auf eine Karte. Ich zog meine leichten Streitwagen durch eine Lücke in den Rücken der Hebräer, um endweder ihren General zu killen oder einen Angriff in den Rücken zu starten. Doch da ging die Rechnung nicht auf. Ich musste mit mindestens einem Streitwagen den zu erwartenden Beschuss überstehen. Aber ausgerechnet da hat Niccolo gewürfelt wie ein junger Gott. Meine L2CH bissen also ins staubige Gras. Mit 6:4 verloren, und das nicht zu unrecht. Wie heißt es so schön: Hochmut kommt vor dem Fall, Unterschätze keinen Gegner, es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist, und verteile nicht das Fell des Bären, bevor er erlegt ist. Gegen all das habe ich nonchalant verstoßen, und gegen einen Gegner wie Niccolo, der ein grundsolider Spieler ist, besonders in der Defensive,  da rächt sich sowas halt. Da ist es auch nur ein schwacher Trost, daß ich für die Sage und Schreibe 81 Punkte an Einheitenwert, die ich bei den Hebräern vernichtete hatte, einen derartigen Bonus bekam, daß es schon fast egal war, ob ich gewonnen habe oder nicht. Tatsächlich waren 2/3 der Armee von Niccolo erledigt. Aber eben nicht der wichtige Teil.

In der 3. Runde hatte ich (leider) ein Freilos, weswegen ich auch die Scharte nicht auswetzen konnte. Im italienischen System bekommt man für das Freilos nur die Minimalpunkte eines knappen Sieges. Darum konnte ich Talbot nicht mehr einholen, und Luca zog noch auf der Zielgerade an mir vorbei. Er hatte es nach mir mit Niccolo zu tun, und was ich falsch machte, hat Luca richtig gemacht. Er spielte übrigens Kanaanäer, wäre auch ein Klassiker gewesen. Hier noch ein paar Bilder davon:

Niccolo in Action...

Im Vordergrund die Hebräer, die Kanaanäer kommen von schräg oben.

Dann zum Finale: Talbot mit seinem Pokal für den 1. Platz! Er hat mit 244 Punkten souverän gewonnen

Luca mit seinem Pokal für den 2. Platz. Er hat mich, durch seinen Sieg über Niccolo, noch sauber überrundet.

Und dann ich mit dem kleinsten der Pötte. Die anderen drei Herrschaften sind quasi die Sponsoren unserer Veranstaltung, von Strategitattica, Battleforce und Mirliton, die uns in der Messehalle den Platz und die Veranstaltertickets zur Verfügung stellten.

Und nochmal, weils so schön ist...