Armatiturnier Marostica.

 

Als ich mich für das Wochenende 30. und 31. 07. 2011 zum Turnier in Armati 2 der Italiener angemeldet hatte, kam mir schon der Gedanke, daß es recht idiotisch gewesen sein könnte. Denn akkurat an dem Wochenende gehen ja bei uns in Bayern und den Schwaben die Sommerferien los! Normalerweise also Stau vorprogrammiert!

Aber irgendwie hatte der Liebe Gott uns gern! Es war weder auf der Hin- noch auf der Rückfahrt irgendwas von Verkehrschaos zu bemerken! Wir, Lukas und ich, sind am Samstag gegen 9.15 Uhr ganz gemütlich nach dem Frühstück abgerauscht. Meine Damen hatten sturmfreie Bude. Das Wetter in Oberaudorf: kühl, bedeckt, leichte Tendenz zum Regen. Nach einer dreiviertel Stunde waren wir an Innsbruck vorbei. Und was gabs ab der Europabrücke? Blauer Himmel, Sonne (es gibt sie wirklich!) und spätestens am Brenner waren es über 30 Grad! In Brixen gings ab von der Autobahn, durch das Pustertal, über Cortina und Belluno immer Richtung Vottorio Veneto und dann ab nach Pordenone. Ein wenig vor Pordenone liegt dann Caneva, der Ort, an dem Gianni Revelli wohnt, der uns eingeladen hatte, bei ihm zu nächtigen. Lukas und ich wurden furchtbar herzlich von Gianni, seiner Frau und seiner Schwiegermutter empfangen.

Nach dem üblichen Kennenlernen war vor dem Abendessen noch eine Partie Armati nach Antiquity angesagt: Baktrer gegen Inder. Gianni hat davon Fotos gemacht, viel bessere als wir. Beide Armeen hatten 6BP, bei 75 Punkten Stärke im Bonus. Nach 2,5 Stunden habe ich mit 5:6 BP gewonnen, in der 12. oder 13. Runde. Es war zum gruseln, welche Würfe Gianni für seine Bogen-FT hatte! Die Phalangen mit Prot 2 haben sauber Federn gelassen! Ich konnte dann aber im Nahkampf die Kiste retten.

Hier mal ein wenig was im Detail:

Die indischen H4CH, daneben 2x FT Bogen

Ein Teil meiner baktrischen Phalangiten, davor einige Plänkler

Die kleine Plänklergruppe, gegenüber die Linie der indischen Bogen-FT, dahinter auf dem Elefanten der indische General.

Meine rehte Flanke: eine Einheit Elefantenreiterei, davor im schweren Gelände 2x SI, mit Bogen und Wurfspeer.

Mein Zentrum, alles Phalangen, dahinter der schreckliche Menandros, der baktrische General. Meine vor der Phalanx stehenden Plänkler waren zu der Zeit schon arg gerupft, und auch die LI hatte die erste Schlagseite.

Ich habe mich an einen Kniff erinnert, den mir Richard beigebracht hat: unterschiedlich starke Reiterei in Wellen angreifen zu lassen. Bei den indischen H4CH hat es ausgezeichnet geklappt! Nur die indischen Bogenschützen auf dem Hügel haben mir die Freude arg getrübt.

Meine Phalangen rücken vor, denn der Beschuß durch die Inder ist mörderisch. Allerdings hängt ab jetzt mein rechter Flügel ein wenig in der Luft, da ich mich auf eine Schwerpunktbildung auf dem linken Flügel festgelegt habe. Man sieht, die schwere Reiterei der Inder wittert schon die offene Flanke.

Aber ich habe ja noch zwei Bremser! meine Elefanten bremsen die Reiterei, werden ihrerseits von den indischen Elefanten gepackt, die sich dann der Flankenattacke meiner SI Wurfspeer ausgesetzt sehen! Das hat gut geklappt!

Währenddessen läuft es auf meiner linken Flanke fast nach Wunsch: ich kann alle H4CH der Inder vernichten, aber ich verliere eine Einheit HC, eine weitere ist schwer angeschlagen. Wichtig ist jedoch, daß nun der Weg für meine HC frei ist, gegen das Zentrum der Inder einzuschwenken. Gianni weiß das natürlich auch, und seine FT Bogen beginnen verzweifelt zu schwenken, um meine Reiter doch noch irgendwie abzufangen...

Eildieweilen läuft es auf dem rechten Flügel recht übel! Mein Elefant wird von einem Schwächeanfall gepackt und geht ein, die Plänkler fallen nach zähem Kampf! Man sieht, die rechte Elefanteneinheit hat zwei gelbe Mäusepariser auf dem Kopf, also sich schon zwei BP eingefangen! Aber knapp daneben ist auch vorbei!

Immerhin hat der aufopferungsvolle Kampf auf dem rechten Flügel bewirkt, daß der Gegner mir nicht in die Flanke, sondern nur schräg von vorn in die Phalanx rauschen konnte. Damit war die Sache nur noch halb so wild. Ich konnte die Phalanx splitten, und während sich die Masse den indischen Bogenschützen entgegenwälzte, machten ihre abgespaltenen Kameraden Front gegen den berittenen Feind. Daß der über Impetus verfügt, schreckt die Phalangiten nicht. Wer hier verliert, verdient es, ins Gras zu beissen...!

Und endlich ist es geschafft! Nach einem schier endlosen Marsch über das ganze Schlachtfeld knallen meine Hopliten endlich in die Reihen der indischen Bogenschützen! Die BP-marker und die Tatsache, daß meine Phalanx schon um zwei Einheiten geschrumpft ist, zeigen, welch mörderischer Pfeilhagel über die Baktrer niederging, die immerhin über einen Prot von +2 verfügen!

Meine Reiter an linken Flügel sind noch am Eindrehen, als die indischen FT plötzlich einen about-face machen. Ein cooler Zug von Gianni, der so die sinnlose Jagd nach meinen HC aufgibt, und seine FT gegen das eigene Zentrum dreht, um dort evtl. den bedrängten Bogenschützen zu Hilfe zu kommen.

Mein Würfelfachmann...

...und mein Gastgeber, Gianni Revelli.

Auch die schwer gerupften Elefanten des Gegners wollen nun dem bedrängten Zentrum zu Hilfe eilen!

Doch meine zwar schrumpfende, aber immer noch kampfbereite Phalanx bohrt sich schier unaufhaltsam in die Linien des Gegners!

Dann sind auch meine HC vom linken Flügel heran, und die Inder müssen sich die höchsten Sorgen machen!

Und dann ist es passiert: im Zentrum bricht die 5. indische KU, die Schlacht ist aus. Auch der indische General hat die Schlacht nicht überlebt. Da ich bislang bei Armati nur zweimal zuvor mit Phalangen gespielt habe, und nicht so gut dabei wegkam, war und bin ich auf diesen Sieg gegen einen zähen und sehr versierten Gegner recht stolz!

 Ein teil der Stadtbefestigung von Marostica. Die Mauern und Türme um die Altstadt sind mehr oder weniger komplett erhalten, und man kann in einem Stück auf der mauer um die Stadt wandern.

 

 Das zweite Bild zeigt den Torturm, das hier den Innenraum des Turmzwingers, besser gesagt die oben umlaufende Gallerie. An den schwalbenschwanzförmigen Zinnen kann man erkennen, daß Marostica früher zur Partei der Ghibellinen gehörte, die Guelfen hatten die normalen rechteckigen Zinnen.

 

 

 Die Turnierteinehmer, bevor es losgeht. In der Mitte eine Tafel des Sponsoren, Camelot Games. Der Inhaber ist der mit dem runden Kopf ganz rechts aussen.

 Dann ging es los! Mein erstes Spiel: meine Westgoten gegen Umayyaden. Hier mein rechter Flügel, zweimal HC in zwei Wellen, die mit 5er Fv vorn, mit 4er Fv dahinter.

Daneben die Stammeskrieger aus dem Core, tief gestellt hinter einem Hügel, der General hinter den WB.

 Dann die WB aus dem Bonus, breit und diagonal aufgestellt, davor die Plänkler mit Bogen und Wurfspeer. So sah meine Aufstellung insgesamt aus.

Am Tisch hinter mir: Late Western Roman

Ich denke, das waren Early Crusader...

Das war ein teil meines Gegners: die wenige Infanterie der Umayyaden, 2x FT und 2x LI, links daneben die persischen Reiter, dahinter der General, rechts arabische Reiter.

Der komplette rechte Flügel des Feindes: die Perser mit Arabern als HC-Division, ganz aussen LC mit Bogen.

Das arabische Zentrum: alles HC

 

Der linke Flügel der Araber: zwei Divisionen LC und im schweren Gelände Bogenplänkler ohne Ende.

Ein Blick über den Tisch, bevor es losgeht. Luca und John waren schon in Aktion.

Da die Umayyaden über eine um 3 bessere Initiative verfügen, war klar, wer beginnt. Sie haben auch sofort ihre LC losgejagd, die teilweise nicht von schlechten Eltern ist. Lanzen-LC mit FV3. Nicht so übel!

Die schwere persische Reiterei kam auch angaloppiert, während die arabischen Infateristen "Inschallah" riefen und auf der Stelle stehen blieben. Meine wenigen Bogenschützen machten sich auf den Empfang der Perser gefasst.

Und noch mehr Reiterei, alles natürlich mit Impetus, gegen den ich kein Mittel hatte, ausser so hoch als möglich würfeln...

"Il Professore" bei der Denkarbeit....

...es wird gemessen, geplant und kaum was dem Zufall überlassen. meine Krieger tun was? Sie stehen da und erwarten den Feind, voll Vertrauen in die eigene Stärke und heben die Schilde, um sich gegen die stetig niederprasselnden Pfeile zu decken.

So sah es dann ab der vierten Runde aus, was da alles auf meine Goten einstürmte!

Da Stammeskrieger gegen Impetus kein Mittel haben, und meine Reiter auf der rechten Flanke den feind dort zwar vernichtet hatten, aber dann von den Bogenplänklern empfindlich beschossen wurden, setzte ich meine Core-WB in Marsch, um dem arabischen Treiben da ein Ende zu machen. Die Besetzung des gegnerischen Rough Going hätte dann für mich auch den Vorteil, daß den vielen Reitern der Araber ihr Impetus-Bonus genommen würde! Und ich hätte zusätzlich ein Plus in der Deckung gegen Beschuß. Also auf, daß der Socken qualmt!

Hier treibt meine 5er HC die letzten LC der Umayyaden auf dem Flügel in der Ecke zusammen. Bei der linken Einheit sieht man, daß die Plänkler mit 2 Treffern diese Reiter schon fast aus dem Spiel geschossen haben. Ein Treffer mehr, und es ist vorbei.

Jetzt kommt plötzlich auch Bewegung in die arabische Infanterie. Die Frage ist: warum? Meine Krieger an dem Flügel halten bislang stur ihre Position. Will mich der Gegner locken?

Die zweite Welle meiner reiter prescht los, um den vorgeprellten WB Rücken und Flanke gegen eindrehende Araber zu decken.

Niccolos Normannen waren recht erfolgreich...

Unterhinnahme heftigsten Beschusses und quasi im Dauerlauf schaffen es meine WB in das RG. Die Plänkler flüchten, aber direkt vor die Hufe meiner Reiterei. Die Reiterei der Umayyaden kommt hier zu spät.

Meine letzten 5er HC haben gewendet und kommen den WB zu Hilfe, um die lästigen LC der Umayyaden zu beseitigen und ggf. es mit den eingeschwenkten Persern aufzunehmen. Zu dem Zeitpunkt steht es nach KU 3:1 für mich.

Aber hier droht Unheil! Nachdem die arabischen Reiter sich einige Runden damit amüsiert haben, meine Krieger aus sicherer Entfernung zu beschiessen, machen sie nun ernst. Sie reiten zur Attacke an.

Ich habe es vorher aber noch geschafft, meine Bogen-SI zu evaden und gegen meinen rechten Flügel in Marsch zu setzen. Sie können vielleicht bei der LC den Fangschuß anbringen, oder die Perser anknacken. So der Plan...

Leider kam er nicht zur Ausführung. Es passierte mir, was einem mit WB-lastigen Armeen bei Armati immer passieren kann: der Gegner kann seinen Impetus-Bonus für die HC voll nutzen, wenn es nicht gerade optimal läuft. Und das ist mir passiert. 5x Nahkampf WB gegen HC, fünfmal 2. Sieger. Und aus die Maus, das wars! Ich war aber nicht unzufrieden, denn ich konnte gegen einen starken Gegner bis zum Schluß mithalten und hatte lange deutliche Vorteile. Stefano sagte hinterher, er hätte schon gezweifelt, ob er das Spiel noch gewinnen könne. 

Hier die Grundaufstellung gegen meinen zweiten Gegner, John mit Asiatic Hordes, also Kalmücken, Tataren, Bulgaren, Kumanen, was weiß ich...  John der alte Fuchs hatte seine fast nur aus LC bestehende Armee in 5 oder 6 Kolonnen geteilt, die in einer Art Fischgrätmuster aufgestellt waren. Schon diese Aufstellung verrät, was er vorhatte: Kreuz und quer über die Platte düsen und mich mit Pfeilen eindecken. Hier sieht man auch den kardinalfehler, den ich machte: gegen einen solchen Gegner darf in meine Core-WB nicht tief stellen! Ich muss sie breit aufstellen, damit meine Infanterie die beweglichen LC wie zwei große Flügel immer mehr einschränken und zusammendrängen kann. Dieser Fehler hat mich wohl das Spiel gekostet...

John weiß anscheinend nicht, was er von meiner Aufstellung zu halten hat. Immerhin, er hatte schnell einen Plan!

Hier mal eine Kolonne der LC Bogen aus der Nähe. Sehen eigentlich ganz harmlos aus, oder?

Und noch eine dieser LC-Kolonnen.

Und noch eine, und dahinter noch eine... Die Biester waren wie die Moskitos!

Da kommen sie wieder angerauscht, im Zickzack und mit Hurra! Bei einem Tempo von 15 Zoll und einer reichweite von 18 Zoll sind Bogen-LC schon eine Sache für den Gegner.

Meine wenigen Bogenschützen und Speerwerfer halten tapfer dagegen, und die Marker zeigen, daß sie auch treffen. Aber sterben will vorerst keiner der leichten Reiter!

Und so sah es dann aus, was sich ständig in den ersten Runden vor meiner Front abgespielt hat. Mittlerweile hat auch meine erste HC eingeschwenkt und die versteckt aufgestellte HC des Gegners erspäht. Kaum kommen meine HC in Reichweite, sind die LC aber mit fullspeed wieder weg...

Kaum haben meine Goten die HC des Gegners aufgespürt machen die was? Natürlich, abhauen....

Und dann wurde es bunt! LC vor den WB, LC hinter den WB...

Der Dauerbschuss zeigte schließlich Wirkung. Eine WB nach der anderen kam in den Bereich der BP-Grenze. Ich konnte ab der 10. oder 11. Runde die Masse der LC in einem immer enger werdenden Kessel zusammentreiben, aber es dauerte zu lange. Die LC starben dann  zwar schnell, aber nicht schnell genug, denn auch bei mir war es so, daß fast jeder geglückte Schuß für meine Krieger tödlich war. Und gerade, als ich Johns letzte größere LC-Kolonne so eingepfercht hatte, daß sie dem Nahkampf nicht mehr entgehen konnte, traf eine meiner WB der finale Schuß.

Derweilen haben sich Lukas und Stefano die Zeit mit einem Fantasy-Spiel vertrieben...

Und auch anderwärts war die große Action schon vorbei!

Was nehme ich mit aus Marostica, oder generell von dem Italienwochenende? Ich habe gesehen, daß ich mithalten kann mit Leuten, die schon internationale Erfahrung haben. Und ich weiß nun, daß diese Westgoten eine Armee sind, die für Gegner aus der späteren Zeit von "Triumph of Cavalry" ungeeignet sind. Ich werde hier eine Alternative brauchen. Ich bin eingeladen für das Turnierfinale am 26. und 27.11.2011. Mal kucken, was geht....