1757 - Irgendwo in Thüringen

 

Wir wollten etwas ausprobieren, und da ich gerade Artur Brabant gelesen habe: "Das deutsche Reich im Krieg mit Friedrich dem Großen", haben wir die Gelegenheit beim Schopf gepackt. Ein Szenario aus dem Herbst 1757 in Thüringen, auf jeden Fall vor der Schlacht von Roßbach. Eine kombinierte Einheit aus Reichsarmee und Franzosen auf der einen Seite, Preußen auf der anderen. Gespielt wurde nach den Regeln von Smooth&Rifled, mit einigen Ergänzungen. Sollten die zum tragen kommen, wird darauf hingewiesen. Wir spielen mit Figuren 1/72, weil wir der Ansicht sind, dass hier Maßstab, Bewegung und Schußweiten am idealsten zusammenpassen.

Wir haben schon öfter Szenarien mit einer größeren Anzahl von Einheiten gespielt. Darum halten uns eher weniger an ein Punkteschema, sondern richten uns in etwas danach, wie der historische Hintergrund war. Natürlich kucken wir darauf, dass die Sache nicht zu einseitig wird, sonst macht es ja keinen Spaß. Das Problem mit den Aktionspunkten lösen wir dadurch, dass für jede Einheit pro Runde Punkte ermittelt werden. Und der Oberst (Superior Officer) wird auch mit einer beschränkten Anzahl Punkten versehen (1W6 pro Runde). Aufgebaut wurde alles auf einer fast quadratischen Platte von 1mx1,05m. Ein Relikt unserer alten Modelleisenbahn. Grundsätzlich könnte das vorliegende Szenario von 2 bis 9 Spielern gespielt werden.

 

Die Ausgangslage: links die Verteidiger, eine preußische Einheit, haben ein Dorf besetzt. In der Mitte ein Herrenhaus, darum einige Bauernhütten. Der Blick geht in dem Fall eher von Norden nach Süden. Das Dorf ist besetzt von einer Abteilung Zastrow-Dragoner, einem Zug vom 9. Musketierregiment, einem Zug der 33. Füsiliere und einem 3-Pfünder Geschütz mit Bedienung. Kommandiert wird alles von einem Oberstleutnant.

Von rechts steigt eine gemischte Einheit der "kombinierten Armee" aus den Bergen des Thüriger Waldes herab. Es ist Herbst, das Wetter ist grausam, und sie sollen das Dorf nehmen, weil dahinter eine wichtige Straße beginnt, auf der Hildburghausen und Soubise ihren Train und die Artillerie transportieren wollen. Die Reichsarmee besteht aus einem Oberst, einer Schwadron Ansbach-Dragoner und einer Einheit vom Regiment Baden-Baden. Die Franzosen werden ebenso von einem Oberst kommandiert. Sie führen eine Schwadron Dragoner Abchon ins Feld, ein 4-Pfünder-Geschütz mit Bedienung, einen Zug vom Regiment Royale Roussillon. Alle Gebäude sind leer.

 

Das Zentrum der Preußen. Die Musketiere haben sich großteils hinter einigen Mauern am Rande des Herrenhauses verschanzt. In einer Mauerlücke steht auch das Geschütz. Der Oberstleutnant sitzt auf seinem Schimmel. Rechts im Hintergrund sieht man die Straße, um die es als strategisches Fernziel auch geht.

 

Die linke Flanke der Preußen halten die Zastrow-Dragoner. Ein Offizier, ein Fähnrich, ein Trompeter, 9 Reiter.

 

Die rechte Flanke besetzen die Füsiliere. Ein Offizier, ein Unteroffizier, 12 Mann.

 

Und hier kommt der Feind! Der Oberst, auf seinem Pferd hinter der Tanne, aus dem hügeligen Wald marschieren die Infanteristen des Kreisregiments Baden-Baden. Wie es für die damalige Zeit üblich war, mit sehr gemischter und teilweise veralteter Ausrüstung und Bewaffnung. Weil man den Einheiten der Reichskreise wenig zutraute, wurde eine stärkere Abteilung mitgeschickt: ein Offizier, ein Unteroffizier, ein Fähnrich, ein Trommler, 15 Mann. Rechts neben ihnen schließen die Ansbach-Dragoner an.

 

Daran wiederum schließt die französische Artillerie an. Bei dem 4-Pfünder stehen ein Artillerieoffizier und vier Kanoniere.

Die Ansbach-Dragoner sind fast alle abgesessen. Ein Offizier, ein Fähnrich, 10 Mann.

Die rechte Flanke der Verbündeten halten die Franzosen mit den Infanteristen vom Regiment Roussillon und den Abchon-Dragonern. Bei der Infanterie steht auch der französische Oberst.

Die Züge pro Runde erfolgen so, dass die Einheit mit den meisten gewürfelten AV-Punkten beginnt, die mit den wenigsten am Ende zieht. Die Ansbach-Dragoner hatten die meisten AV-Punkte, aber sie brauchen auch viele, die Einheit hat AV=2/2/3. Da die Dragoner mit Karabinern ausgerüstet sind, müssen sie näher an den Feind heran. Durchaus tapfer führt ihr Leutnant sechs seiner Reiter aus dem Wald und attackiert das Herrenhaus.

 

Die Dragoner Abchon greifen die Zastrow-Dragoner an. Dazu müssen sie einen niedrigen Hügel überqueren. Der Hauptmann hält seine Leute aber gut beieinander.

 

Die preußischen Musketiere am Dorfeingang sehen die Franzosen kommen und eröffnen das Feuer. Und sie erzielen den ersten Treffer. Der Musketier hinter dem Hühnerstall hat nun eine abgefeuerte Muskete.

 

Den linken französischen Dragoner hats erwischt. Jeder Gefallene wird mit einem Totenkopf-Marker markiert.

Der Mann kommt vom Feld, sein Pferd bleibt da.

Der Rest der preußischen Musketiere schießt auch, aber mit wenig Erfolg! Die Männer hinter der Gartenmauer verlieren einen Kameraden durch einen Artillerietreffer der Franzosen. Hier hatten die Preußen riesig Glück! Insgesamt waren 8 Figuren betroffen, und nur eine hat den Rettungswurf nicht geschafft.

Die französische Kanone mit dem Marker, dass sie abgeschossen wurde. Für das ganze Spiel ist zu sagen, dass die französische Artillerie immer gut mit AV-Punkten versehen war.

 

Das Feuer der Preussen hat einen der angreifenden Ansbach-Dragoner verwundet (rotes Kreuz). Ansonsten haben sie ihre Munition verschwendet.

Im Gegenzug rücken die Dragoner weiter vor. Auch der Fähnrich stürmt auf seinem Pferd über die Wiese. Sie schießen als Gruppe auf die Preußen in der Redoute und das mit guten Erfolg! Zwei Musketiere sind tot, einer verwundet. Derweilen laden die Preußen eilig ihre Musketen nach.

Auf dem südlichen Flügel prallen die Reitereinheiten zusammen! Es bleibt keine Zeit für Karabiner- oder Pistolenschüße. Es geht sofort ins Handgemenge!

Die Franzosen haben beim Fechtunterricht viel besser aufgepasst als die Preußen! Der erste Nahkampf geht mit 3:1 an die Franzosen!

Aber jetzt schlägt die preußische Artillerie zurück! Ein Volltreffer in die Reihen des Regiment Roussillon! Fünf Gefallene auf einen Schlag!

Die preußischen Musketiere haben die Lücken in der Front gefüllt. Ein paar Füsiliere rücken von der Seite an. Der preußische Oberstleutnant ist entschlossen, die lästigen Ansbach-Dragoner loszuwerden! Aber die Preußen schießen schlecht an diesem Tag! Nur der stürmische Fähnrich wird erschossen. Die anderen Dragoner erleiden nur schwache Wunden, die sie in der nächsten Runde ausgleichen.

In der nächsten Runde erleiden die französischen Dragoner einige Verluste, aber auch die Preußen verlieren wieder Männer. Die Zastrow-Dragoner machen einen Moraltest. Hier sind sie viel besser als im Kampf. Der Test wird leicht bestanden! Die französische Infanterie rückt vor und feuert auf die preußischen Musketiere. Der Erfolg ist nicht sehr groß. Nur ein Preuße fällt.

Jetzt endlich wagen sich die Infanteristen vom Regiment Baden-Baden aus dem Wald. Sie besetzen einen Hügel und nehmen die preußischen Füsiliere aufs Korn.

Insgesamt sind die Preußen in arger Bedrängnis. Sie schießen schlecht, der Feind hat viele AV-Punkte und schießt besser.

So ist die Situation bei den Verbündeten nach der dritten Runde.

In der vierten Runde dann die große Überraschung! Die Abchon-Dragoner verlieren noch zwei Reiter. Sie machen den Moraltest, und verlieren! Auch die Infanterie vom Regiment Rousillon erleidet wieder schwere Verluste durch die preußische Kanone. Auch hier wird der Moraltest versaut! Die Einheit will flüchten.

Der französische Oberst kann die Infanterie an der Flucht hindern. Aber seine Dragoner und die Infanterie haben 50-60% ihrer Mannschaft verloren. Die Kanone hat nur noch zwei Schuß. Darum gibt er das Kommando zum Rückzug.

Unterdessen können die Schützen der Reichsarmee zwei Füsiliere erledigen, verlieren aber selber zwei Mann, und zwei sind verwundet. Ohne die Franzosen will der Oberst der Reichstruppen nicht weiter unternehmen. Er gibt ebenso das Zeichen zum Rückzug.

Ein Überblick über das Schlachtfeld. Gewonnen haben die Preußen nur dank ihrer gut schießenden Artillerie! Die Kanone der Franzosen hatte immer genug AV-Punkte zum laden und feuern. Aber die Trefferausbeute war mies.


Die französische Infanterie hat 9 von 14 Mann verloren, nur durch Artillerietreffer! Dass die Abchon-Dragoner 7 von 12 Mann verloren haben, war eher Pech, schlimm war der versaute Moraltest.

Die Reichsarmee hat ihrem historischen Vorbild nachgeeifert. Sie hat wenig geleistet, wenn man von den Dragonern mal absieht, die gut geschossen haben. Aber die Infanterie Baden-Baden ist sehr teuer, was die AV-Punkte angeht. Und ohne Artillerie wäre es ein 50/50-Risiko gewesen, hier nochmal ohne die Franzosen anzugreifen. Da fehlte halt der Mut.

Die hochgelobte preußische Infanterie war heute eine Enttäuschung. Beide Einheiten waren schlecht. Und die Reiterei auch. Immerhin hat das zusammenwirken der Einheiten relativ gut geklappt, und darum konnten auch zwei Feindeinheiten zum fliehen gebracht werden.

Fazit: hat Spaß gemacht. Aber das Spielfeld war eindeutig zu klein. Das nächste Mal spielen wir etwas in der Größe auf 2x2m. Dann wirkt auch die Artillerie nicht so brachial wie hier, und die Einheiten können sich mehr verteilen. Dass wir etwas asymetrisch aufgestellt haben, hat sich nicht bemerkbar gemacht. Die auf dem Papier besseren Einheiten waren an Zahl unterlegen, dafür in guter Deckung. Der Gegner war zahlenmäßig deutlich stärker, aber er war eben auch von höheren AV-Punkten abhängig, und die sind der Reichsarmee einige Male abgegangen. Dennoch hätten die Verbündeten gewonnen, wenn die Preußen nicht so ausgezeichnete Kanoniere gehabt hätten.

Beim nächsten Mal wirds sicher anders!