NAONISCON Pordenone 2017

 

Letztes Wochenende waren Lukas und ich zum zweiten Male nach 2015 in Pordenone auf dem NAONISCON. Diesmal machten wir, auf Einladung meines Freundes Gianni Revelli, ein Demo-Spiel für Smooth and Rifled. Eigentlich waren es zwei Demospiele, denn wir hatten ein napoleonisches Szenario vorbereitet, und eines aus dem Franzosen-und-Indianer-Krieg.

Vorher aber etwas allgemeines zum NAONISCON. Es ist kein reiner Tabletop-Con, sondern eine gemischte Veranstaltung, für alle, die an Spielen im weitesten Sinne Freude haben. Er findet jährlich auf dem Messegelände von Pordenone statt.

Hier das Messegelände im Plan, wir waren in der Halle 3, links gleich hinter dem Eingang, der Spielebereich.

Und das war geboten:

Smooth&Rifled, Lukas und ich, Armando und Alessandro mit Armati II, 100jähr. Krieg, Operation Overlord, 2. WK, gespielt von Daniele und Giorgio(?), ein Nordafrika-Szenario. Bei Song of Drums &Shakos ging es um die Large-Battle-Variante, ein Szenario aus der Schlacht bei Sacile - kein Wunder, das war ja damals vor der Haustür. Bei Magna Acies ging es Germanen gegen Daker, bei Savoia um das Risorgimento, Königreich Savoien und Frankreich gegen Österreich. Von Fire&Fury und Zombicide habe ich kaum was mitbekommen.

Um 7.00 Uhr hat uns Gianni am Sonntag aus den Federn gejagt, und eine halbe stunde später waren wir auf dem Weg nach Pordenone. Um kurz nach 8 waren wir vor Ort und haben aufgebaut.

Szenario 1: irgendwo bei Hanau 1813

Zwei Trupps Bayern, 1x Grenadiere vom 9.Infanterieregiment und 1x leichte Infanterie, sowie eine k.u.k. Kanone mit Bedienung haben sich am Rande eines Dorfes verschanzt. Vor ihnen ein Nebenarm des Mains, der über eine Brücke passierbar ist. Das war Lukas' Streitmacht. 

Auf der anderen Seite sind die Franzosen auf dem Rückzug von Leipzig eingetroffen. Eine Kanone der Fußartillerie, Liniengrenadiere und eine Abteilung Chasseurs a Cheval. Das waren meine Jungs. Da die Bayern und Österreicher sich stark verschanzt hatten, waren meine Truppen zahlenmäßig nicht ganz doppelt so stark. Ich hatte 46 Figuren, Lukas etwa 25.

Um die Sache realistischer zu gestalten und ein paar offene Regelstellen zu kompensieren, haben wir zu den offiziellen Regeln folgendes vereinbart: für jedes Kommando werden 3 Würfel geworfen, um Initiativpunkte zu bekommen, nicht 3 für die ganze Armee. Also hatte jeder von uns 9 Würfel pro Runde zur Verfügung. Auswirkung der Artillerie: wegen der Spielfeldgröße haben wir entschieden, dass wir mit leichter Artillerie spielen. Ferner, dass alle Bauten und Verschanzungen mit der Artillerie beschossen und beschädigt werden können. Solche aus Holz gelten nach zwei Treffern als vernichtet, Steinbauten nach drei. Holzbauten können von Pionieren mit sechs Aktionen eingerissen, bzw. wieder hergestellt werden.

Nach dem Verlust von einem Drittel der ursprünglichen Gesamtstärke muss jede Armee einen Moraltest machen, einen zweiten nach Verlust von 50% der Anfangsstärke.

Hier die Ausgangslage nochmal im Überblick.

Die Franzosen legen gleich los wie die Feuerwehr. Ich gewinne die Initiative mit sehr guten 36 Punkten. In meiner Truppe befinden sich drei Sappeure. Die jage ich sofort über die Brücke, damit sie den spanischen Reiter, der den Übergang blockiert, beseitigen. Das geht leider in der ersten Runde nicht mehr, weil jede Figur nur maximal drei Aktionen ausführen kann, und zwei habe ich pro Mann schon für die Überquerung verbraten. Um die Sappeure nicht schutzlos zu lassen, schicke ich ihnen eine Dreiergruppe Grenadiere nach. Der Sergeant steht am Brückenaufgang, wegen der Kommandoreichweite. Die drei Grenadiere geben Feuerschutz, allerdings ohne großen Effekt. Der grüne Token zeigt an, dass ihre Musketen entladen sind. Die Bayern schiessen zurück, mit - leider, in dem Fall - toller Wirkung. Zwei meiner Sappeure fallen, Markierung durch die braunen Totenkopfmarker, der dritte ist angeschossen (rotes Kreuz).

Zum Glück läuft auch bei den Bayern und Österreichern nicht alles nach Plan. Die leichte Infanterie ist sehr störend mit ihrem gut sitzenden Musketenfeuer, aber die österreichischen Artilleristen sind ganz offenbar blutige Anfänger. Sie schaffen es nicht, die Holzbrücke zu treffen und so zu zerstören.

Auf der anderen Seite des Dorfes haben die Grenadiere wirkungsvoll in das Feuergefecht eingegriffen.

Eine direkte und schlechte Auswirkung ist, dass einer meiner Artilleristen gefallen ist und zwei angeschossen wurden.

In der vierten oder fünften Runde schaffen es die Franzosen aber, den spanischen Reiter an der Brücke zu beseitigen. dazu heben zwei der Grenadiere die Werkzeuge der gefallenen Sappeure auf, und dann gehts los. Mit vereinten Kräften sind die sechs Aktionen beisammen und das Hindernis ist fort. Der Weg über die Brücke ist nun frei!

Dennoch sind die Franzosen die einzigen, die bislang spürbare Verluste hinnehmen mussten. Und die gut verschanzten Bayern und Österreicher sind auch so noch kaum angreifbar.

Eine Gruppe Grenadiere strebt dem toten Winkel an dem vorderen Haus des Dorfes zu. Dabei fällt ein weiterer Mann.

Immerhin haben auch die bayrischen Grenadiere ihren ersten Gefallenen zu beklagen, und die österreichische Artillerie schafft es wieder nicht, die Brücke zu beschädigen. Die französische Kanone setzt hingegen einen Treffer auf eine der Pallisaden am Dorfrand (quadratischer Feuermarker).

Zwei Runden später ist die Pallisade zerschossen. Der dahinter aufgestellte Grenadier ist gefallen, sein Nachbar angeschossen. Die Lücke in der Verschanzung bedeutet, dass nun die Chasseurs a Cheval angreifen können.

Die gut schiessende bayrische leichte Infanterie fügt den Franzosen aber weiterhin zählbare Verluste zu. Ihr Salvenfeuer ist besonders für die französische Artillerie tödlich. Da bis auf den Richtkanonier und den Artillerieleutnant alle regulären Artilleristen gefallen sind, sinkt der Status der Kanoniere von "trained" auf "irregular". Jede Aktion kostet nun doppelt so viele Punkte.

Auf der anderen Seite geht ein Grenadier hinter einem Getreidefeld in Deckung,(rechter Rand), der letzte Sappeur erreicht das vorderste Haus des Dorfes.

Doch jeder Fortschritt wird mit neuen Verlusten bezahlt.

Der Grenadier nimmt den Gegner unter Feuer.

Hier sieht man die gefallenen Artilleristen und die abkommandierten Grenadiere, die sie ersetzen.

Die Chasseurs a Cheval setzen sich in Bewegung!

Gleichzeitig setzt eine große Gruppe der Grenadiere über den Bach.

Ihrem Musketenfeuer fällt ein weiterer bayrischer Grenadier zum Opfer.

Die Grenadiere rücken gegen das Dorf vor, die Chasseurs galoppieren über die Brücke. Der Sergeant der Grenadiere folgt dem Trupp durch den Bach.

Hier der Hauptangriff der Franzosen aus der Totalen.

Den stürmenden Franzosen schlägt ein wütendes Abwehrfeuer der Bayern und Österreicher entgegen. Besonders schlimm wütet eine Salve Kartätschen, die kurz vor dem Dorf in die Reihen der Chasseurs kracht. Dennoch schaffen es einige der Reiter, durch die zerschossene Pallisade ins Dorf vorzudringen. Dabei bringt es einer der Chassseurs fertig, sich im Nahkampf von einem Grenadier abmurksen zu lassen! Im Gegenzug fällt der letzte Reiter einen Grenadier und den bayrischen Grenadieroffizier in der Verteidigung. Die Lücke ist plötzlich riesengroß in der Verteidigung der Verbündeten, eine wichtige Kommandostruktur zerstört. Aber bei den Franzosen haben die Verluste die erste kritische Marke erreicht. Den ersten Moraltest schaffen sie aber locker!

Auch bei den bayrischen leichten Infanteristen steigen nun die Verluste.

Weitere französische Grenadiere ziehen über die Brücke. Das Gefecht ist in der entscheidenden Phase, auch die Bayern haben bald die erste kritische Verlustgrenze erreicht, und ihre Artillerie hat sich fast verschossen.

Es fällt der letzte Chasseur, aber auch der letzte Verteidiger im Dorfzentrum.

Auch bei den Grenadieren, die durch den Bach gewatet sind, fällt nun eine größere Anzahl, weil sich die leichte Infanterie auf sie mit ihrem Feuer konzentriert.

Die österreichische Artillerie tut alles, um die Franzosen zu schädigen.

Mit dem Erfolg, dass nochmals drei Grenadiere fallen. Nun haben die Franzosen 50% ihrer Ausgangsstärke verloren. Diesen Moraltest schaffen sie nicht mehr. Sie rücken ab. Oben auf dem Hügel die gefallenen Bayern. Noch ein Mann mehr, und sie hätten auch einen Moraltest absolvieren müssen.

Der linke Flügel der Bayern hatte wenig gelitten. Aber sein Flankenfeuer war grausam.

Sie alle stehen nicht auf einem Triumphbogen, aber tapfer gekämpft haben sie dennoch. Die gefallenen Franzosen. Alles in Allem waren wir mit unserem Szenario und dem Demospiel nicht unzufrieden. Wir haben zwar auf den Einsatz der Figur eines "Armeekommandanten" verzichtet, es hat sich aber nicht negativ ausgewirkt. Es war auch das erste Szenario in S&R, das wir in einem solchen Format gespielt haben, die Regelergänzungen haben sich als spielbar erwiesen. Es hilft, wenn man ähnliche Spiele schon in SDS gemacht hat. Lukas und ich hatten Spaß, und einige Italiener sind neugierig geworden. Ziel erreicht. Das Spiel in dieser Größe hat etwa 3 Stunden gedauert, allerdings mit Unterbrechungen.

Die Platte von Daniele und Giorgio für Operation Overlord. Eine Küstenbefestigung irgendwo zwischen Tripolis und Tobruk, in der Hand des Deutschen Afrikakorps.

Und vom Meer her kommen ein paar britische Commandos, welche die Wachmannschaften überfallen und niedermachen sollen. Soweit ich es verstanden habe, hatten die zwei sich von dem Film "Kanonen von Navarrone" inspirieren lassen.


Und hier SDS Large Battles. Im Vordergrund die Franzosen, oben die Österreicher, alles eher 1809 als 1805. Ich habe die Regeln für SDS Large Battles zu Hause, aber ich finde diese Variante nicht gelungen. Wenn ich sowas spielen will, dann nehme ich gleich Black Powder. Aber das ist nur meine persönliche Meinung.

Hier bei Savoia ging es richtig zur Sache. Sie haben die Schlacht von Treponti dargestellt, wenn ich das recht im Kopf habe.

Mir gefiel die toll gestaltete Platte sofort. Es haben sich auch viele Leute für dieses Spiel interessiert.

Ich glaube, es hatte auch das historisch richtige Ergebnis: Sieg für die k.u.k. Truppen über Garibaldi.

Hier ein Spiel in Armati II, Armando mit Engländern, Vordergrund, gegen Franzosen, oberes Bild. Sie spielten 100jähr. Krieg. Ein Spiel, das für die Engländer nur schwer zu gewinnen ist, wenn die Franzosen in den Nahkampf kommen.

Es war auch wirklich so, dass die abgesessenen französischen Ritter die englischen Langbogen im Nahkampf übel zusammen gehauen haben. Kein neues Crecy oder Agincourt für die Engländer!

Die Ausgangslage für unser zweites Szenario. Links in den kanadischen Wäldern eine Bande von Irokesen. Rechts, in einem befestigten Dorf, ein Zug französische Musketiere vom Regiment Royal Rousillion.

Hier ein paar Details zu den Franzosen....

...hier die Irokesen in der Draufsicht. Mit ihnen allein war es nicht getan. darum hat Lukas sich entschieden, eine Gruppe Highländer als Verbündete der Irokesen mitkämpfen zu lassen. Das hieß, immer zwei gegen ein Kommando, also war damit zu rechnen, dass immer die Angreifer die Initiative haben würde. Was mich aber kalt ließ, weil ich mich stur in meinem Dorf zu verschanzen gedachte.

Da tauchen die Highländer auf und rücken gleich gegen das Fort vor. Sie haben auch zwei Ranger in ihren Reihen, und der eine ballert mir schon mit dem ersten Schuß einen meiner Musketiere weg!

Meine Franzosen schiessen gegen die Schotten vorerst erfolglos zurück. Bei den Irokesen haben sie mehr Glück, und erwischen einen Skalpjäger.

Als er seine Indianer mühsam einzeln durch den Wald geschleppt hat, geht Lukas auf, dass er sie per Gruppenbewegung auch hätte bewegen können. Er aktiviert also schnell seinen Häuptling.

Immerhin, meine Franzosen wehren sich. Einer der Ranger muss neben dem Irokesen ins kanadische Gras beissen.

Durch geschickten Einsatz des Häuptlings gelingt es Lukas, einen Trupp seiner Irokesen über die Pallisaden des Forts stürmen zu lassen. Die folgenden Nahkämpfe sind brutal und kosten mich fünf Mann, aber auch alle Irokesen sind tot.

Die so von Verteidigern entblößte Hälfte des Forts wird nun von den Highländern angegriffen. Sie verlieren dabei zwar ihren Offizier, aber der Sergeant übernimmt das Kommando.

Die Verluste der Engländer und ihrer irokesischen Verbündeten. Die Kanone gehört nicht dazu!

Nach dieser Szene machen die Franzosen einen Ausfall durch das Tor des Forts. Sie wollen mit einer Salve den Vormarsch der Highländer stoppen und vielleicht auch die Verlustrate der Angreifer so hochschrauben, dass diese einen Moraltest machen müssen. Da die Hälfte der Angreifer aus irregulären Truppen besteht, und auch kein Fahnenträger mehr vorhanden ist, stehen die Chancen gut, dass der Moraltest versaut wird. Das wäre die Rettung!

Leider kommen die Jungs, die den Ausfall machen, zwischen Hammer und Amboß. Sie lassen die Highländer zwar bluten, kassieren dafür aber selber von den im Wald noch lauernden Irokesen fünf weitere Verluste. Daraufhin kapitulieren die Franzosen vor den Highländern gegen freien Abzug. Nach einer Stunde ca. war das Spiel beendet.

Resumee zu den Spielen in S&R: die Regeln spielen sich auch im  größeren Maßstab flüssig, wenn man mit Augenmaß etwas anpasst. Was wir gemacht haben, muss nicht für jedermann der Weisheit letzter Schluß sein, aber es hat funktioniert und neben gutem Spielfluß auch viel Spaß gemacht und ein wenig "realistisches" Gefechtsfeeling vermittelt. Der Verzicht auf einen "Oberkommandierenden" im ersten Spiel hat nicht so viel ausgemacht, könnte sich aber bei Szenarien, wo mehrere Spieler für eine Partei antreten, negativ auswirken. Hier tendieren wir klar dazu, diesen Oberkommandieren einzubauen, wie es die Regeln vorsehen. Bei dem kleineren Kanada-Szenario hat Lukas bewiesen, dass es auch mit nur doppelter Übermacht und ohne Artillerie möglich ist, einen verschanzten Gegner zu bezwingen. Voraussetzung ist allerdings, dass man, wie mit den Irokesen, eine flinke Truppe zur Verfügung hat, mit vielen (nach Punkten) billigen Figuren (reinen Nahkämpfern), die man dem Gegner auf den Hals hetzen kann. Ein wenig Glück brauchts auch, aber das ist ja immer so.

Zum NAONISCON: wir waren nun zum zweiten Male da. Lukas und ich besuchen seit 2010 regelmäßig Spieleveranstaltungen oder Turniere in Italien. Es ist für uns auch nicht zu dramatisch, von uns zu Hause aus sind es nach Verona z.B. 3 Stunden. Mir ist klar, dass es für jemand aus dem Ruhrpott, Niedersachsen oder dem Rheinland nicht unbedingt attraktiv ist, für ein Wochenende in die Gegend zwischen Mailand und Triest zu fahren. Aber allen, die um München rum wohnen, oder die Spieler zwischen Salzburg, Wien und Villach oder Innsbruck, möchte ich solche Veranstaltungen ein wenig ans Herz legen. Man trifft auf nette, manchmal sehr enthusiastische Leute, die sich auf vieles einlassen, was sie nicht kennen, und Italien ist immer eine Reise wert.