Song of Drums and Shakos

Spanischer Erbfolgekrieg 1703

 

Es wird langsam mal Zeit, das ganze Equipment, das sich in den letzten 24 Monaten angesammelt hat, auch zu nutzen. Heute war eine gute Gelegenheit. Das Wetter war schön, alles andere war erledigt. Ergo hatte ich Zeit und konnte sie ohne lästige Gedanken an unerledigte Dinge im Hinterkopf für das verwenden, was Spaß macht.

Ich hatte schon länger mit einem Song-of-Drums-and-Shako-Szenario für den Spanischen Erbfolgekrieg geliebäugelt. Nichts lag näher, als es endlich umzusetzen. Die Gebäude sind von Faller und Italeri, das Gelände ist selbstgebaut. Das dumme ist nur, nach einiger Zeit nimmt mich das Spiel so in Beschlag, daß ich das Fotografieren vergessen. Darum gibt es leider immer einige schlecht dokumentierte Lücken. Mea culpa...

Wir befinden uns im Jahr Anno Domini 1703. Der Spanische Erbfolgekrieg ist ausgebrochen, und das Kurfürstentum Bayern hat sich vor wenigen Monaten offen für die Seite von Ludwig XIV. erklärt. Der Undank Kaiser Leopolds I. und die kaum verhohlene Freude des Hofes von Wien über den unerwarteten Tod des bayrischen Kurprinzen und spanischen Thronfolger Joseph Ferdinand hatten letztlich den Ausschlag für die Parteinahme Kurfürst Max Emanuels gegeben.

 

Eine typisch niederbayrische Landschaft, nördlich von Deggendorf. Auf einem Hügel eine Kirche, ihr zu Füßen ein Dorf mit einem Gutshof. Ein kleiner Wald, einige Hügel, dazwischen Getreidefelder. Die Hügel und die immer öfter auftretenden Findlinge lassen die nahe Oberpfalz erahnen. Ein Feldweg führt zum Dorf und aus ihm heraus, ein Bach bringt frisches Wasser auf seinem Weg zur Donau.

Das Geländeszenario aus anderer Perspektive.

Und schon sehen wir, warum es mit der trügerischen Ruhe vorbei ist. Eine Kompanie des habsburgischen Regiments Neipperg hat die Grenze überschritten und sich in dem niederbayrischen Dorf eingenistet. Sie wollen Vorräte zusammenraffen, eine Basis für den Rest ihres Regiments schaffen und natürlich so viel plündern wie möglich.

Das bayrische Kriegskabinett hat von den Grenzverletzungen Nachricht bekommen und sendet Parouillen aus. Sie sollen erkunden, wieviele Feinde schon die Grenze überschritten haben, wo sie stehen und sie, nach Möglichkeit wieder zum Teufel jagen. Hier nähert sich eine Schwadron des Dragonerregiment Fels.

Der österreichische Hauptmann hält mit der Masse seiner Kompanie das Dorf besetzt, denn darauf kommt es an. Aber er hat einige Piketts zur Sicherung ausgelegt. Sein Feldwebel hält mit einigen Männern einen Hügel besetzt, andere verbergen sich in den Weizenfeldern vor dem Dorf.

Die Dragoner werden von einem Fähnrich angeführt und nähern sich in flottem Trab.

Vorsorglich legen die Österreicher auch noch einen Posten in das Gelände zwischen die Findlinge am Bach.

Der österreichische Hauptmann rechnet mit ungebetenem Besuch und macht seine Leute gefechtsbereit.

Doch die Bayern sind nicht dümmer als ihre Kontrahenten. Zudem wurden sie von Bauern aus der Umgebung gewarnt. Der Fähnich teilt seine Schwadron. Drei Reiter umgehen den Wald im Norden, er selbst führt den Rest direkt vor das Dorf.

Die Bayern kommen gut vom Fleck und erreichen ihre Ziele.

Die Österreicher sehen die ersten Dragoner um den Wald kommen. Schnell befiehlt der Hauptmann den Musketieren aus dem östlichen Getreidefeld, das vor ihnen liegende Findlingsgelände zu besetzen. Einer schafft es wirklich rechtzeitig, der andere ist nicht ganz so schnell.

Derweilen haben die drei bayrischen Dragoner die Kirche erreicht und sie unerwartetermassen unverteidigt vorgefunden. Sie steigen vom Pferd, denn nun geht es nur zu Fuß weiter. Beritten wären sie nur hervorragende Ziele.

Der Hauptttrupp der Schwadron wird von den vorgerückten Neipperg-Musketieren beschossen und in Unordnung gebracht.

Drei der Dragoner sitzen ab und nehmen ihrerseits die Österreicher aufs Korn. Allerdings ist das Ergebnis schlicht erbärmlich! Einer der Dragoner jagd sein Roß auf das Pikett am Bach zu (ganz rechts).

Das ist nicht ohne Risiko, denn die beiden hinter den Findlingen verschanzten Musketiere haben noch geladene Musketen.

Die Dragoner vor der Kirche schiessen auf die Musketiere im Kornfeld. Auch ohne irgendein Ergebnis.

Die ersten heftigen Kämpfe haben schon einige Verluste verursacht. Ein Dragoner und der Musketier auf dem vorderen Findling haben ins Gras gebissen. Dabei war das Ableben des Musketiers so grauslig, daß sein Kamerad die Flucht ergriffen hat. Dabei wurde er aber auf offenem Feld von den Bayern eingeholt und gestellt. Die Musketiere rechts in den Findlingen haben ihre Musketen abgefeuert ohne einen Treffer zu erzielen.

Der Hauptmann der Neipperger merkt, daß seine Leute in Bedrängnis kommen. Er muss etwas unternehmen. Er entschließt sich, seinem rechten Flügel zu Hilfe zu kommen, und führt den Rest seiner Kompanie aus dem Dorf. Vor der Kirche haben sich alle Soldaten mitlerweile verschossen, einer der Österreicher musste Hals über Kopf in Deckung hechten.

Während sich ihre Besitzer gegenseitig umbringen, stehen die Pferde da und grasen friedlich.

Das Zentrum und der linke Flügel der Österreicher wanken, aber sie stehen noch! Aber nicht mehr lange...

... und hier ist es passiert. Die Musketiere auf dem linken Flügel der Österreicher sind der Wut der angreifenden Dragoner erlegen. Der Fähnrich schafft es sogar, bis in das jetzt unbesetzte Dorf vorzustossen. Der erste Zweck des Auftrages der Dragoner ist erfüllt. Die Bauern können fliehen, ihre Vorräte nehmen sie mit. Das Dorf hat viel von seinem strategischen Wert verloren.

Der Hauptmann der Österreicher hat seine Männer in der Deckung eines Weizenfeldes gesammelt. Sein Feldwebel hält mit dem Rest der Kompanie den Hügel vor dem Dorf. Sie sind die nächsten, welche von den Dragonern angegriffen werden. Die beiden abgesessenen Bayern haben gerade ihre Karabiner abgeschossen. Einer ihrer berittenen Kameraden treibt seinen Gaul den Hang hinauf und greift einen in Deckung gehüpften Musketier an.

Inzwischen hat das Salvenfeuer der Musketiere unter den Dragonern an der Kirche aufgeräumt. Nur einer hat es überstanden. Allerdings hat er seinen Karabiner geladen und feuerbereit! Mit einem glücklichen Schuß kann er den Hauptmann der Österreicher ausschalten und das Gefecht sicher zugunsten der Bayern entscheiden.

Die Österreicher haben sich verschossen konnten bislang nicht nachladen.

Dann geschieht das kaum glaubliche: vier Runden lang gelingt den Dragonern nicht eine Aktivierung, (und das mit Q3!!) das heißt, es kann keine Aktion ausgeführt werden. Die Reste der Österreicher können vom Hügel fliehen und sich mit dem Hauptteil der Kompanie im Getreidefeld vereinigen. Ein paar scharfe Kommandos, zwei Salven krachen, und die Bayern haben so starke Verluste, daß sie den Rückzug antreten müssen. Schließlich müssen sie dem Oberkommando melden, wen, wie viele und wo sie etwas gefunden haben.

Taktisch haben die Österreicher gewonnen, denn sie haben das Schlachtfeld samt Dorf behauptet. Strategisch ist es ein Remis, denn wesentliche ihrer Ziele wurden von den Dragonern vereitelt, und die Verluste der Neipperg-Infanterie betrugen ein Drittel der Mannschaftsstärke.

Alles in allem sah es nach zehn oder zwölf Runden nach einem Sieg für mich aus. Doch das geschickte Manövrieren von Lukas mit dem Gros der Kompanie und seine dann guten Aktivierungswürfe haben mir letztlich das Genick gebrochen. Dennoch, ein schöner Nachmittag, bei Sonnenschein und +4 Grad bei uns auf der Terrasse.